Nach den terroristischen Ereignissen haben viele Menschen die Frage gestellt, wie steht es mit der Toleranz im Hinduismus gegenüber anders Gläubigen.
Im Prinzip besteht der Hinduismus nicht aus einer Strömung, sondern aus einem vielseitigen Glauben. So kann man den Hinduismus als Haus bezeichnen, welches aus verschiedenen Wohnungen besteht. In jeder Wohnung leben Menschen, die unterschiedliche Vorstellungen haben, die jedoch nicht kongruent sind.
Jedoch teilen sie wie im alten Hinduismus viele Traditionen und Bräuche zu Leben und Tod, verehren unterschiedliche Göttergestalten und lesen verschiedene heilige Schriften, von denen es sehr viele gibt. Ob man nun dem einen oder andern folgt, ist der Freiheit des einzelnen überlassen. Allerdings glauben alle Hindus, dass über Allem ein Höchster Gott steht. Auch die Gestalt dieses Gottes lässt ein Hindu nicht vorschreiben. Dazu gibt es unzählige Reinkarnationen dieser Gottheit. Auch die Karikaturen über Gottheit sind nicht verpönt.
Der Wiedergeburtsgedanken lässt die Gläubigen Gutes tun, das ihnen im nächsten Leben Früchte bringt.
Ein Greueltäter wird nach hinduistischem Glauben im nächsten Leben bestraft und kann als Tier usw. geboren werden. Bedingt durch diesen Reinkarnationsgedanken haben sich Philosophie und Religion nie vollständig entzweit, sodass immer wieder Raum für eigenständige Reflexion geblieben ist.
Viele Hindus glauben, dass Toleranz eine sehr wichtige Eigenschaft eines Menschen ist. Sie versuchen, möglichst geduldig und tolerant zu sein und jedes Wesen zu akzeptieren. Sie möchten gewaltfrei leben und niemandem Schaden zufügen.
Auch sprachlich gibt es für Toleranz verschiedene Wörter, die sich mit nicht Unterdrückung, Duldsamkeit übersetzen lassen. Das mag auch der Grund sein, dass viele Hindus vom Islam oder vom Christentum viele Gedanken übernommen wurden, welche in Indien überall sichtbar werden.
Allein die Vielfalt der Vorstellungen und die fehlende, für alle verbindliche theologische Dogmatisierung ist in sich bereits ein Phänomen der Toleranz.